Für mich liegt die Wahrheit...
... in Sachen Ausrede/selbst erfüllende Prophezeiung in der Mitte. Ich gehe mit meinem Fetisch nicht überall hausieren, denn er hat auch mit meiner intimen Sexualität zu tun. Niemand erzählt in einer Gruppe ungefragt, was für sexuelle Vorlieben er hat. Meine Arbeitskollegen müssen das nicht wissen, denn wir haben privat nichts miteinander zu tun. Natürlich gäbe es die Möglichkeit, dass jemand in einer großen Firma aufmerksam wird und sich dadurch etwas ergibt. Aber die Suche die ich führe ist ja eine andere. Mein Ziel ist nicht eine Bumspartnerin in Latex zu finden
, die meinen Fetisch teilt. Ich suche zunächst mal eine Partnerin mit der ich ein Leben gestalten kann.
Andererseits gehe ich privat hier und da mal in Latex aus, kombiniert mit Baumwolle, auf links geklebt (nicht glänzend) - eben alltags tauglich. Ich erschrecke andere nicht mit einer "von 0 auf 180 Fetisch im Extremen" Art. Je mehr Stil es hat, desto eher können vermeintliche Stinos mit ihrem Interesse anknüpfen. Gehe ich mit Catsuit, Corset, Stiefeln und Rebreather Maske samstags durch die Einkaufszone, schauen die Leute sicherlich und einige werden Fotos wollen. Aber welche Kontakte werden sich dadurch ergeben? Eben die, die Du auch in der Fetischszene knüpfen kannst.
Also gestalte ich ein normales Date interessant. Ich habe viele Hobbies die ich offen und frei benennen kann. Z. B. lese ich gern, aber neben dem Philosophiebuch und der Bibel, steht eben auch der erotische Bildband bei mir im Regal. Darüber hinaus sage ich immer, dass es ein Hobby gibt, das manche in den falschen Hals bekommen könnten. "Das erzähle ich Dir, wenn wir uns etwas besser kennen." Also bei Date Nr. 2 oder 3. Die Frauen, die sowieso kein Interesse an mir haben, werden das Interesse nicht finden, wenn ich ihnen meinen Fetisch an den Kopf werfe.
Latex Outdoor zu tragen oder normal damit in der Öffentlichkeit umzugehen, braucht Mut. Insbesondere dann, wenn man Sexualität als etwas intimes betrachtet und wenn man sonst angepasst durch's Leben läuft und nicht auffällt. Als Künstlerin und Performerin ist das wieder anders. Da ist man gewohnt zu provozieren. Da kann man die Sau rauslassen.
Und wenn ich mal wieder Mut brauche, erinnere ich mich an Steve Jobs Rede in Stanford: "Remembering that I’ll be dead soon is the most important tool I’ve ever encountered to help me make the big choices in life. Because almost everything — all external expectations, all pride, all fear of embarrassment or failure — these things just fall away in the face of death, leaving only what is truly important. Remembering that you are going to die is the best way I know to avoid the trap of thinking you have something to lose. You are already naked. There is no reason not to follow your heart."
-- Ok, "nackt" trifft hier dann nicht wirklich zu
- war halt doch ein Stino der Jobs